Europäische Banken prognostizieren weitere Arbeitsplatzverluste aufgrund der anhaltenden Krise

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Weitere Sparmaβnahmen, eingeschränkte Kreditvergabe und Konsolidierungsdruck bestimmen in den kommenden sechs Monaten einen vorsichtigeren Bankensektor

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22/01/2013 |
  • E&Y - European banking barometer

Es wird der Eindruck erweckt, Banken würden weitere Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen auf ihre Geschäftstätigkeiten auch Anfang 2013 erwarten

Bernard Lhoest, Banking und Capital Markets Leader bei Ernst & Young Luxemburg

Laut dem soeben von Ernst & Young veröffentlichten European Banking Barometer führen Sparmaβnahmen, insbesondere durch Personalabbau, in den kommenden sechs Monaten die Dringlichkeitsliste der Retail- und Investmentbanken an, da sie sich wachsender Sorgen angesichts der europäischen Wirtschaft und der Staatsschuldenkrise stellen müssen.

Bei dem European Banking Barometer handelt es sich um eine halbjährlich durchgeführte Befragung von 270 Banken in ganz Europa. Sie umfasst Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Skandinavien, Polen, Spanien und Großbritannien.

Sparmaβnahmen durch Arbeitsplatzabbau in der ersten Jahreshälfte 2013
Sparmaβnahmen stehen auf der Dringlichkeitsliste der europäischen Banken mittlerweile auf Platz 2 hinter den verbindlichen Verordnungen und dem Risikomanagement. Aus diesem Grund gehen 45% der europäischen Banken von einem Arbeitsplatzabbau in den kommenden sechs Monaten aus. Banken in den Niederlanden und Groβbritannien werden mit 70% bzw. 64% vom Arbeitsplatzabbau am stärksten betroffen sein. Obwohl Banken in Skandinavien optimistischer sind,  erwarten auchdort 22% einen Personalabbau.

58% der Banken erwarten voraussichtliche Kürzungen im Bereich der Verwaltungsstandorte. Über die Hälfte der Befragten gaben an, mit einem Arbeitsplatzabbau in den Universalbank-, Firmenkunden- und Investmentbereichen zu rechnen, in denen auch die gröβten Einschnitte erwartet werden. Retailbanken und Vermögensverwalter sind weniger pessimistisch.

Bernard Lhoest, Banking und Capital Markets Leader bei Ernst & Young Luxemburg erläutert: „Kosteneinsparungen, die Verschlankung von Prozessen und die Minimierung nicht notwendiger Kosten gehören zu den fünf Schwerpunkten der Banken in den kommenden sechs Monaten. Die ersten Arbeitsplatzverluste sind bereits sichtbar und das Barometer weist  darauf hin, dass die Branche nicht von Einzelfällen ausgehen sollte – fast die Hälfte der Banken in ganz Europa beabsichtigt einen Personalabbau, da sie mit der Kostenkontrolle in von geringem Wachstum geprägten Bereichen kämpfen.”

Zunahme der Auswirkungen der Staatsschuldenkrise erwartet
Es ergeben sich zunehmende Bedenken über die Auswirkungen der Schuldenkrise in der Eurozone in den kommenden sechs Monaten. Am stärksten besorgt sind Banken in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Italien, am wenigsten besorgt sind Banken in den Niederlanden und Belgien. Darüber hinaus beherrschen makroökonomische Besorgnisse weiterhin den  europäischen Bankensektor. Banken sind geteilter Meinung, ob die Wirtschaft stagnieren (40%) oder sich verschlechtern wird (42%).

Nur wenige Führungskräfte möchten Stellung dazu nehmen, ob sich die Finanzlage ihrer Bank kurzfristig verbessern oder verschlechtern wird. Eine Ausnahme bildet lediglich Groβbritannien. 59% der Führungskräfte gehen von einer Verbesserung der Finanzlage aus.

Vergleicht man die Sparten im Bankwesen miteinander, so ist die Perspektive für das Investmentbanking am düstersten. Weniger als ein Viertel der Befragten blicken positiv auf den Wertpapierhandel, die Transaktionsberatung (M&A) und das Anleihe- und Aktienemissionsgeschäft. Im Gegensatz dazu steht jedoch über die Hälfte der Befragten dem Privatkunden- und Einlagengeschäft positiv gegenüber. Infolgedessen sind die Erwartungen von Vermögensverwaltungsgesellschaften und Privatbanken am optimistischsten: 55% erwarten eine Verbesserung der Finanzlage.

Bernard Lhoest erläutert: „Investmentbanking hat bereits schwierige Zeiten durchlaufen. Es wird der Eindruck erweckt, Banken würden weitere Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen auf ihre Geschäftstätigkeiten auch Anfang 2013 erwarten.“

„Während die wirtschaftlichen Sorgen und die Staatsschuldenkrise alle Banken auf gewisse Weise beeinträchtigen, ist das Investmentbanking im kommenden Jahr sowohl von einer Flut neuer Bestimmungen betroffen als auch von dem Mangel an Vertrauen in den Markt unverhältnismäβig stark angeschlagen. Als Folge davon treffen Banken in Bezug auf diese Geschäftsbereiche wahrscheinlich mutige Entscheidungen.”

Die Branche wird durch Konsolidierung, den Verkauf von Vermögenswerten und Joint Ventures neu gestaltet
47% der Banken erwarten in den kommenden drei Jahren wesentliche Konsolidierungen in ihren Märkten. Die Marktmeinung ist jedoch geographisch unterschiedlich – während fast alle Schweizer Befragten und 78% der spanischen Befragten eine Neugestaltung der Bankenlandschaft erwarten, planen in Groβbritannien lediglich ein Befragter von zehn und  in Belgien keine Bank eine Konsolidierung. Die Konsolidierung der Branche wird vor allen Dingen in der Vermögensverwaltung und im Private Banking erwartet. Spezialbanken sind in ihren Märkten voraussichtlich am wenigsten von Konsolidierung betroffen.

Über die Konsolidierung hinaus ziehen zwei Drittel der Banken wahrscheinlich Verkäufe bzw. Käufe von Vermögenswerten sowie Joint Ventures in Erwägung. Rund 30% der befragten Banken beabsichtigen in den kommenden sechs Monaten einen Verkauf von Vermögenswerten, wobei spanische und britische Banken wohl zu den aktivsten gehören werden. 29% der europäischen Banken beabsichtigen voraussichtlich Joint Ventures sowie den Ausbau von Partnerschaften.

Bernard Lhoest sagt: „2013 wird es zweifellos mehr Marktbewegung geben, was am Ende zu weniger Banken – viele davon bedeutend kleiner – führen wird. Einige Universalbanken kämpfen mit ihrem Geschäftsmodell und kleineren Akteuren fällt es schwer, in diesem kapitalintensiven Umfeld zu agieren. In einem Markt, in dem der Bankensektor weiterhin stark fragmentiert ist, sind der Konsolidierungsdruck und die Gründung von Joint Ventures zweifellos hoch.”

Erneuter Schwerpunkt auf der Erhöhung der Liquiditätsreserven und dem Deleveraging
Der anhaltende Druck im Hinblick auf erhöhte Eigenkapitalanforderungen bedeutet, dass die Bestrebungen der Banken nach einer Erhöhung der Liquiditätsreserven durch eine Kombination aus Maβnahmen verstärkt werden. Rund 56% beabsichtigen Anreize zur Erhöhung von Kundeneinlagen einzuführen, 53% streben eine Verringerung der Bilanzsumme an und rund 44% sind fest entschlossen, ihr Kredit-Einlagen-Verhältnis zu reduzieren.

Erwarteter Anstieg der Risikovorsorge im Kreditgeschäft und weiterhin restriktive Kreditvergabepraxis
85% der Banken gehen davon aus, dass die Risikovorsorge im Kreditgeschäft entweder konstant bleibt oder kurzfristig ansteigen wird, während 15% einen Rückgang erwarten. Im Vergleich zu 23% in Skandinavien, 30% in Österreich sowie den Niederlanden und 32% in Groβbritannien erwarten Banken in Polen, Spanien und Italien einen drastischen Anstieg der Risikovorsorge. Diese Angaben machten 67%, 56% bzw. 54% der Befragten in diesen Ländern.

Es wird von einer zunehmend restriktiven Kreditvergabe für Unternehmen ausgegangen. Die Sektoren Gesundheitswesen und IT sind die einzigen Sektoren, für die mit einer gewissen Entspannung gerechnet wird, während die Aussichten für die Baubranche, den gewerblichen Immobiliensektor und den Transportsektor weiter als sehr verhalten eingestuft werden. Des Weiteren gehen 34% der Banken von einem Rückgang der Kreditvergabe an Verbraucher in den kommenden sechs Monaten aus.

Bernard Lhoest folgert: „Die Kreditgewährung in Europa bleibt weiterhin angespannt und Banken werden in Bezug auf die Auswirkungen notleidender Kredite in ihren Büchern immer unruhiger. Dies führt zu einem Dominoeffekt bei ihrer Kreditvergabepolitik. Branchen mit restriktiv gehandhabter Kreditvergabe korrelieren mit Branchen, in denen der Anteil notleidender Kredite hoch ist. Dazu gehören die Immobilien- und Baubranche. Diese Betrachtungsweise wird auch Auswirkungen auf Konsumentenkredite haben. Das Kreditneugeschäft wird davon abhängen, ob Konsumenten, die bereits Darlehen haben, diese auch zurückzahlen können. Wir werden des Weiteren Banken sehen, die versuchen, die Kundeneinlagen zu erhöhen.”

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